Denkmalschutz ☰ projekt HISTORISCHE GRENZE
Die Freie Reichsstadt Nürnberg war bis zum Jahr 1806 ein eigenes staatliches Herrschaftsgebiet, das im Umland einige Gebietserwerbungen vornehmen konnte und mit der Freien Reichsstadt Rothenburg konkurrierte. Sein Staatsgebiet umfasste rund 1.200 km².
Das Gebiet war in die sog. Alte und Neue Landschaft gegliedert. Die Alte Landschaft resultierte aus den Reichswäldern und einem Zusammenschluss aus Herrschaften und Besitzungen Nürnberger Bürger.
Die Neue Landschaft war der Kriegsgewinn aus dem Landshuter Erbfolgekrieg (1505), wo die Stadt i.d.R. alle Hoheitsrechte alleine ausübte.
Die Geschichtsschreibung für die Stadt Nürnberg beginnt mit der Nennung in der sog. Sigena-Urkunde des Jahres 1050. Sie wurde durch Kaiser Heinrich III. ausgestellt und enthält neben dem Datum den Ortsvermerk „nuorenberg“.
Nürnberg ist aber älter, da erste slawische Siedlungsspuren in der Nähe des heutigen Hauptmarktes nachgewiesen werden, die um das Jahr 850 datiert sind. Wann genau die Stadt Nürnberg ihre Gründung erfahren hat, ist nicht geklärt. Die vermutete Zeitstellung liegt zwischen den Jahren 1000 und 1040. Nürnberg lag und liegt an den Schnittpunkten wichtiger Handelsruten zwischen Sachsen, Bayern, Ostfranken und Böhmen.
Es lassen sich mehrere frühe Siedlungszentren ausmachen. Dazu gehörten vermutlich zwei Königshöfe um St. Egidien und St. Jakob sowie das Areal zwischen Sebalduskirche und Burg.
Die Siedlung hatte jedenfalls von Anfang an Marktrecht, der heutige Hauptmarkt wurde aber erst nach Niederlegung des jüdischen Viertels und Bau der Frauenkirche unter Karl IV errichtet.
Als kaiserlicher Stützpunkt war die Nürnberger Burg (Kaiserburg) bald bedeutsam für das Reich. 1065 bildete Heinrich IV. aus dem Reichsgut Nürnberg und Umland einen eigenen Hochgerichts- und Verwaltungsbezirk. Konrad III. verlieh die neu errichtete Burggrafschaft mit Gericht und Verwaltung an die Edelfreien von Raabs (aus Niederösterreich), 1190/91 wurde sie von Friedrich I. von Nürnberg-Zollern übernommen.
Mit dem Großen Freiheitsbrief machte König Friedrich II. Nürnberg 1219 zur Freien Reichsstadt.
Der Einfluss der Burggrafen von Nürnberg beschränkte sich bald auf die Burggrafenburg und endete vollständig, als der letzte Burggraf Friedrich VI. die südlich des fünfeckigen Turms der Kaiserburg gelegene Brandstätte der 1420 von Nürnbergern und Baiern zerstörten Burggrafenburg 1427 an den Rat der Stadt Nürnberg verkaufte.
Die beiden Stadthälften waren im 13. Jahrhundert noch für sich ummauert, bis zu Beginn des 14. Jahrhunderts der innere Stadtmauerring über die Pegnitz geschlossen wurde. Politisch lagen die Geschicke der Stadt in der Hand des Rates der Stadt, bis zum Übergang an das Königreich Bayern, wobei das Haus Hohenzollern den Titel Burggraf von Nürnberg sogar bis 1918 führte.
Einschneidende Ereignisse spielten sich von 1796 bis 1806 ab. Nach Drängen der preußischen Verwaltung im benachbarten Ansbach unterstellte sich Nürnberg schließlich der preußischen Herrschaft. Der Vertrag wurde nicht vollzogen, da Preußen von Nürnbergs Schulden abgeschreckt wurde.
Gleichzeitig hatte sich in der Nürnberger Bevölkerung großer Unmut gegen die zunehmend als korrupt empfundene Herrschaft der patrizischen Familien aufgestaut. Diese Vorgänge erschütterten die reichsstädtische Verfassung in ihren Grundfesten und brachten die Stadt an den Rand eines Umsturzes.
Im Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 blieb Nürnberg dennoch zunächst weiter unabhängig, bis nach Unterzeichnung der Rheinbundakte und dem Ende des Alten Reiches französische Truppen Nürnberg besetzten. Am 15. September 1806 übergab die französische Armee schließlich die Stadt dem Königreich Bayern, das alsbald eine Zivilverwaltung installierte und die Stadt administrativ in das Königreich eingliederte.
Das Königreich Bayern unternahm in der Folge eine großangelegte Versteigerung der essentiellen Kunstschätze Nürnbergs und machte diese zu Geld. Dieses Vorgehen empfanden die Nürnberger als Erniedrigung, was bis heute in der Nürnberger Seele nachwirkt.
Bis zur Übernahme durch das Königreich Bayern grenzte die bis dahin noch freie Reichsstadt u.a. an die beiden Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth (ab 1791 preußisch), die Kurpfalz Baiern, sowie auch das Hochstift Bamberg.
Einige dieser Grenzlinien wurden durch die Reichsstadt Nürnberg mit wuchtigen Grenzsteinen versehen, die zu einem gewissen Teil erhalten geblieben sind. Die Versteinungen der Grenzen fanden in den Jahren 1523 und 1524, sowie 1607 statt. Weitere Forschungsergebnisse liegen derzeit nicht vor.
Leider lassen sich die ehemaligen Grenzen mit den noch vorhandenen Steinen meist nicht mehr nachvollziehen.
externes Angebot
Archivalien zur Reichsstadt Nürnberg
BAVARIKON:
Circulus Franconicus : in quo sunt Episcopatus Wurtzburg, Bamberg et Aichstet, Status Equitum Teutonicor, Ducatus Coburgensis, Marchionatus Cullembach, et Onspach, Comitatus Henneberg, Wertheim, Holach, Reinec, Papenheim, Erpach, Schwartzenberg, et Castel, Baronatus Sensheim et Territorium Norinbergense
Karte des Jahres 1680
Die Grenzsteinlinien der Reichsstadt Nürnberg mit ihren Nachbarn sind nur sehr rudimentär vorhanden und in ihrem Verlauf i.d.R. nicht mehr nachzuvollziehen.
Hier trug insbesondere der Umstand der Mediatisierung im Jahr 1806 durch das Königreich Bayern, dem Nürnberg dann angehörte, bei.
Die Grenzen Nürnbergs waren dann nicht mehr von Bedeutung und es wurden die bestehenden Grenzsteine, die zu den schönsten in Franken gehören, größtenteils abgebaut.