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Wie wollen wir unsere Geschichte?

Aktualisiert: 25. Aug. 2020


Historische Grenzsteine - Wir finden Sie in Lapidarien oder im Internet und ab und an mal zufällig in der Natur.


So ein Bild -wie das oben- kann einen Menschen schon ins Schwärmen bringen und romantische Gefühle wecken.


Blicken wir aber in die zahlreichen Grenzsteinseiten, die es inzwischen gibt, dann stellen wir fest, dass es hauptsächlich um das "schöne Bild" an sich geht. Grenzsteinpositionen finden sich dann schon spärlicher und die Geschichte dazu kommt nur noch ab und an vor.

Doch diese Grenzsteine, die ehemaligen Hüter historischer Herrschaftsgrenzen (=Hoheitssteine), sind mehr. Sie sind ein Teil unserer Geschichte. Sie zeigen auf, wo früher die Herrschaftsbereiche verschiedener Territorien aneinanderstießen.


Die Art der Grenze, die sie markierten, ist ebenfalls von geschichtlicher Bedeutung. War es schon eine Landesgrenze, wie wir sie heute kennen, oder eine Herrschaftsgrenze, wie die der Fraisch, des oberen und niederen Jagdrechts oder eine Steuergrenze?


Was bedeuten manche Kürzel auf den Steinen, wann wurden sie gesetzt und wie verliefen diese Grenzen? Das Zusammenfügen dieser Fragen erfordert diese Zeugen der Geschichte dort, wo sie einst gesetzt worden sind. Letztlich bleiben oft nur sie als Beweis der Grenzziehung an dieser Stelle.

Grenzbeschreibungen und Setzungsprotokolle der damaligen Zeit hatten nicht die Möglichkeit auf die moderne und maßstabsgetreue Vermessungstechnik oder gar auf GPS zurückzugreifen. Sie beschreiben in der Regel den Weg, wie die Grenze verläuft.


Dabei nutzte man auffällige Bäume, die angrenzenden Äcker unter Nennung deren Eigentümer oder auch damals gängige Namen für Waldgebiete oder ähnliches.


Die Maßeinheiten waren auch nicht Meter und Kilometer, sondern je nach Region unterschiedlich. Im Mittleren Franken war das Haus Hohenzollern der einflußreichste Machtfaktor und so wurde meist die "preußische Ruthe" verwendet. 1 Ruthe sind 3,5976 Meter. Gut, wenn man das weiß, denn auch das schützt nicht vor Meßungenauigkeiten in den Beschreibungen.



Ein Beispiel: " (...)Von da ein wenig rechts sich wendend, zwischen denen Windelsbacher Bauern- und dem Rothenburgischen Closter Holz weiter hinauf, 67 Ruthen, bis zum 10. Stein, welcher am Eck des Rothenburgischen Closter Holzes, bei einem Holz Stein, unter einer großen Buchen stehet. Von dannen rechts sich wendend, zwischen dem mehrgedachten Closter- und dem Ansbachischen Herrschafts Hölzlein der Stiftberg oder Closter Schläglein genannt, solches links habend, hinauf, 83 Ruthen, bis zum

11. Stein, der nächst einer großen Fichten, zwischen dem Ansbachischen und Rothenburgischen Herrschaftshöltzern stehet. (...)"


Stellt man sich dann noch die Flurbereinigung und Gebietsreformen vor, dann begreift man schnell, wie wenig diese Beschreibungen heute noch helfen können...


So scheint es logisch, dass der Erhalt der Hoheitssteine in der Landschaft Vorrang haben muss vor der Entnahme zu Ausstellungszwecken.


Das grundlegende Problem ist aber, dass es keinen Ansprechpartner gibt, bzw. eine Stelle, die über die Problemstellungen aufklären könnte. So greifen derzeit immer noch viele in die bestehenden historischen Grenzsteinlinien ein -und das mit der besten Absicht- ohne zu wissen, was sie letztlich anrichten.


Aus diesem Grund wurde durch HISTORISCHE GRENZE am 29.05.2020 eine Petition an den Bayerischen Landtag verfasst, um


  1. eine zuständige Stelle zu benennen, die das Eigentum der meist staatlichen Hoheitssteine ausübt. Eine solche gibt es derzeit nicht. So scheinen diese Hoheitssteine sich in einem rechtsfreien Raum zu befinden, wenn man sieht, wie damit umgegangen wird...

  2. einen "Landesbeauftragten für die Kleindenkmäler" zu etablieren, der diese Aufgaben zentral übernehmen kann. Dies kann die aktuelle Struktur der Denkmalschutzbehörden nicht leisten.

PETITION HIER ABRUFEN: ►HIER KLICKEN


Wollen wir mit unserer Vergangenheit leben und sie verstehen oder diese Zeugen der Geschichte, die Grenzsteine nun mal sind, irgendwann vollständig verlieren?


Wie wollen wir unsere Geschichte?


Die alten Grenzen wirken bis heute. So richten sich Schulsprengel nach ihnen, Gemeidegrenzen der Kirchen und noch viele Kreis-, Stadt- und Gemeindegrenzen verlaufen heute noch nach den Vorgaben der Vergangenheit. Alte Konkurrenzen, wie z.B. die zwischen Rothenburg und Nürnberg, leben latent bis heute weiter. Es ist daher wichtig Geschichte zu verstehen, um manche Wirkungen unserer Zeit erklären zu können.


Nicht zuletzt die starke herrschaftliche Zersplitterung des Fränkischen Reichskreises und der Uneinigkeit der dortigen Herrschaften untereinander waren die Ursache dafür, dass Franken heute in vier Bundesländer aufgeteilt ist und man nur noch in drei Regierungsbezirken das Wort Franken im Namen findet. Für Napoleon war das Herzogtum Baiern ein besserer Partner als Hunderte kleinster Territorien.


Dies können wir bis in die neueste Zeit ziehen, wo es nun um die Europäische Einigung geht. Wir müssen unsere Geschichte bewahren, sie kennen und daraus lernen. Das geht nur dann, wenn wir die Zeugen der damaligen Zeit besser schützen und sie da belassen, wo sie hingehören: an ihrem historischen Platz!


Wir hoffen darauf, dass wir unsere Geschichte bewahren. Das ist ein Teil unserer Heimat und Identität.





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