Quelle Wikipedia
>>Ein Beitrag von Nikolaus Philippi
Bekannterweise ist Erfurt die Hauptstadt des Bundeslandes Thüringen. Im „Steiger“, ein 344 m hoher bewaldeter Höhenzug am Stadtrand, sind historische Grenzsteine anzutreffen, die das „Mainzer Rad“ als Markierungszeichen beinhalten. Dabei erhebt sich die Frage an alle interessierten Heimat- oder Grenzsteinfreunde: Was hat oder hatte in diesem Sinne Erfurt mit Mainz zu tun?
Nun, auch hier erklärt uns das die Geschichte: Erfurt wurde im Jahre 742 erstmals durch Bischof Bonifatius aus Mainz urkundlich erwähnt. Dieser Bischof wurde im englischen Sussex geboren und kam 719 ins „Frankenreich“, um die Kirchenorganisation zu festigen und auch an Rom zu binden. Er bekam 719 von Papst Gregor II. einen Missionsauftrag und erhielt einen neuen Namen. Nun hieß er ebenso wie der römische Heilige „Bonifatius“. Papst Gregor II. ernannte nun den „neuen“ Bonifatius im Jahre 722 zum Missionsbischof.
Links: Wappen des Bistums Erfurt
Als solcher gründete er das Bistum Erfurt und bat Papst Zacharias dies zu bestätigen. Dieses neue Bistum wurde 755 mit dem Mainzer vereinigt. So kam es, dass ab dem 11. Jahrhundert die Erzbischöfe von Mainz zugleich der damaligen Rangordnung nach die weltlichen Herren von Erfurt – die das Sagen hatten – waren.
Schwierig und kompliziert war es zeitweise mit den Gebietseinteilungen und deren zuständigen Herrschern. So stimmten die Grenzen des Kurfürstentums mit denen des Erzbistums geografisch nicht immer überein. Der Mainzer Erzbischof war im Kurfürstentum reichsunmittelbarer Fürst und folglich weltlicher Herrscher, im Erzbistum dagegen „geistlicher Oberhirte“.
Dem Erzbischof von Mainz unterstand jedoch nur die Stadt Erfurt, nicht aber die umliegenden Ortschaften. Auch hier gab es hin und wieder Auseinandersetzungen um Ländereien. So wurde das Erfurter Umland auch Kurmainzer Gebiet und in verschiedene Territorien eingeteilt. Nach der Französischen Revolution 1794 wurden auch hier in Thüringen die kirchlichen Einteilungen der Regenten abgeschafft. 1802 kam Erfurt zu Preußen.
Viele weitere territoriale Verwicklungen gäbe es zu einem historisch kompletten und detaillierten Ganzen zu erwähnen. Jedoch bleiben wir bei dem bisherigen grundsätzlich Geschilderten, nämlich was Erfurt und Mainz verband.
Kamen Erfurts Gründer aus Mainz, so brachten sie auch ihre damals üblichen Symbole und Wappen mit. Von Mainz war es eben das Zeichen des Rades, das ein übliches Symbol in der Heraldik war. Als Wappen der Stadt Mainz trägt es ein sechspeichiges, doppeltes Rad auf rotem Grund. Die zwei Räder sind mit einem Kreuz verbunden. Durch das doppelte Rad unterscheidet sich das heutige Stadtwappen von dem des früheren Kurstaates, der nur ein Rad im Wappen führte.
Bilder: links das Wappen der Stadt Erfurt, rechts das der Stadt Mainz
Warum gerade Mainz ein Rad als Wappenzeichen auswählte, lässt sich aus geschichtlicher Sicht und aus vorhandener Literatur nicht klären. Einige Sagen berichten zwar Erlebnisse, jedoch werden diese verständlicherweise nicht als ernsthafte geschichtliche Quellen benutzt.
Viele andere Orte, so auch Erfurt, die mit dem Kurfürstenstaat historisch verbunden waren, führen dieses Rad auch heute noch in ihrem Wappen. In der früheren Zeit wurde es daher auch auf Grenzsteinen angebracht, um den eigenen Besitz gebührend zu kennzeichnen.
Zum stark zersplitterten Kurfürstentum Mainz gehörte seit dem Mittelalter neben Erfurt auch das Eichsfeld. An deren Grenzen wurden ebenfalls Grenzsteine mit dem Mainzer Rad gesetzt, die verschiedentlich heute noch anzutreffen sind.
Weitere befinden sich am Mühlhäuser Landgraben. Zur Mühlburg der „Drei Gleichen“ kommt man über die „Schlossleite“. An diesem Weg sind ebenfalls mehrere Grenzsteine mit Rad und der Jahreszahl 1777 zu finden.
Damaliger Landesherr Friedrich Karl Josef von Erthal, Kurfürst und Erzbischof zu Mainz, bereiste 1777 verschiedene eigene Gebiete, so auch die Mühlburg.
Ist es nicht verwunderlich, welche eigenartigen Wege die Geschichte gelegentlich, ja auch oft, nimmt?
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